ADHS bei Kindern

ADHS bei Kindern

Eine Information für Eltern:

Was ist ADHS?

Es  gibt mehrere Fachbegriffe für die Störung: Einfache Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung, Hyperkinetische Störung und Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung.

Was für Probleme haben diese Kinder?

Ein Teil der Kinder, fällt durch ihr allgemein hohes Erregungsniveau und situationsunangemessenem Bewegungsdrang schnell auf und sorgt für viele soziale Reibungspunkte. Es gibt auch Kinder, deren Problem weniger die Hyperaktivität ist, sondern ihre Unaufmerksamkeit. Sie haben zu wenig Antrieb und eine verschwimmende und sehr stark motivationsbedingte Aufmerksamkeit. Eine hohe Ablenkbarkeit und mangelnde Impulssteuerung sind weiter Merkmale. Die Bandbreite der möglichen Symptome reicht darüber hinaus von sozialen Problematiken bis hin zu Gedächtnis- und Merkfähigkeitsstörungen und Problemen in der Handlungsplanung und -ausführung. Häufig zu beobachtende Beeinträchtigungen stellen auch fein- und grobmotorische Ungeschicklichkeiten, Dysfunktionen der Sensorischen Integration, Teilleistungsstörungen wie Legasthenie oder Dyskalkulie dar. Für die Diagnose müssen die Symptome mindestens 6 Monate lang sehr stark aufgetreten sein und für die Familie und das Kind, sowie andere Lebensbereiche wie Schule oder Kindergarten eine deutliche Beeinträchtigung bedeuten. Nicht immer sind die genannten Probleme ein Zeichen für ein ADHS, daher muss der Arzt auch andere kinder- und jugendpsychiatrische Störungen betrachten, z. B.:

  • Störungen des Sozialverhaltens (mit und ohne oppositionelle Verhaltensstörung)
  • affektive, vor allem depressive Störungen
  • Angststörungen
  • Tic-Störungen oder Tourette-Syndrom


Was bewirkt Ergotherapie bei Kindern mit ADHS?
Das umfasst vor allem die Organisation, Strukturierung und Entwicklung von Handlungsplanung und –ausführung. Ergotherapie versteht sich seit jeher als eine Selbstmanagement-Therapie, und wird in diesem Sinne auch erfolgreich in der Behandlung von Kindern mit ADHS angewandt.

Anhand sinnvoller und zielgerichteter Tätigkeiten im gestalterischen, motorischen, spiele‑ rischen und handlungsorientierten Bereich kann das Kind planvolle Handlungsschritte selbst‑ tätig organisieren lernen und in den häuslichen Alltag übertragen.

So kann Felix Strategien lernen, eine Aufgabe zu strukturieren und eine begonnene Tätigkeit auch erfolgreich zu beenden. Dafür kann er z. B. in der Ergotherapie ein Werkstück aus Holz anfertigen, das er als sichtbaren Erfolg mit nach Hause nehmen kann.

Lisa hat sich dazu entschieden Waffeln zu backen. Sie bereitet das Waffelbacken vor, indem sie die Zubereitung schrittweise auf Karten schreibt. So hat sie den Verlauf ihrer selbst gewählten Tätigkeit vor Augen und kann lernen diese der Reihe nach abzuarbeiten. Sie lernt Handlungssequenzen und Abfolgen zu verstehen und damit für die Zukunft voraus zu planen.

Verhaltenstherapeutische Elemente werden in die Behandlung eingebunden: materielle („Sternchen“, „Smilys“) und soziale Verstärker (positive Zuwendung) werden als Mittel zur Verhaltenssteuerung, Konzentration und zielbezogenem  Arbeiten  eingesetzt.

Mit Hilfe von speziell für Patienten mit ADHS entwickelten Therapieprogrammen werden die Kinder dazu angeleitet, ihre inneren Erregungs- und Spannungszustände erkennen und positiv beeinflussen zu können. Dabei werden bereits vorhandene Strategien des Kindes genutzt, ihm bewusst gemacht und neue geeignete Verhaltensstrategien erarbeitet.

Eventuell zusätzliche Probleme des Kindes, wie z. B. fein- oder grobmotorische Störungen oder Dysfunktionen in der sensorischen Integration werden innerhalb des ergotherapeutischen Konzepts in die Behandlung einbezogen.

Weitere ergotherapeutische Ziele sind
  • Steigerung des Selbstwertgefühls und des Selbstvertrauens
  • Förderung von Motivation und Antrieb („Ich habe Lust etwas zu machen, etwas mit Holz oder Seidenmalerei würde mich interessieren.“)
  • Erleben von Selbstwirksamkeit (das Kind bemerkt: „Nicht alles was ich anfange misslingt! Mit den richtigen Bedingungen, wie z. B. einem strukturierten Arbeitsplatz, kann ich ebenso ein Werkstück gestalten, wie die anderen Kinder.“
  • Verbesserung der sozialen Kompetenzen („Ich kann auch mit anderen Kindern zusammen‑ arbeiten und etwas Gemeinsames erschaffen.“)
  • Verbesserung instrumenteller Fertigkeiten und manueller Fähigkeiten („Ich kann mich besser konzentrieren und ich weiß, wie ich meinen Plan umsetzen kann. Ohne mich zu verletzen, kann ich mit Werkzeugen umgehen.“)

Ergotherapie schafft ein Umfeld mit klaren Rahmenbedingungen, das die besonderen Verhaltensweisen dieser Kinder berücksichtigt, in den sie sich orientieren und lernen können. Die Therapie findet in der Regel als Einzeltherapie statt, bei besonderer Zielsetzung gegebenenfalls auch in Kleingruppen.

Durch die parallel zur Behandlung mit dem Kind durchgeführten, intensiven Elternberatungen, werden die Bezugspersonen des Kindes angeleitet, das Kind in seinen bereits vorhandenen Fähigkeiten zu unterstützen und den Alltag entsprechend zu strukturieren. Hierbei geht es insbesondere darum, die in der Ergotherapie gelernten Strategien des Kindes zur Selbststeuerung und Selbstregulierung in das häusliche Umfeld zu übertragen.

Die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Eltern und anderen Familienangehörigen, Ergotherapeuten, Schulen oder Kindergärten, dem behandelnden Arzt und/oder dem zuständigen Psychologen ist eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie und ist Teil des multimodalen Behandlungskonzeptes.

Die Rolle der Ergotherapie in diesem Konzept kann als Förderung der alltäglichen Fähigkeiten und Fertigkeiten im bezugsorientierten Rahmen beschrieben werden. Das Ziel ist die Erweiterung der Handlungskompetenz der betroffenen Kinder im Alltag (Zu Hause, Schule, Kindergarten, Freizeit, im Sozialverhalten).

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